Refugio

WhatsApp Bild 2024 01 04 um 14.17.35 6d65369bPressegespräch mit Landrat Pauli und Bürgermeister Hahn zur Vorstellung des Refugio am 04.01.2024 um 11Uhr

Am Donnerstag 4. Januar wurde das Konzept für das Refugio am Obertorplatz 11 (ehemaliges Klaiber) der Presse in einem Pressegespräch vorgestellt.
Almut Petersen präsentierte für den AK Asyl Hechingen die Projektidee und die nächsten Schritte.

Redebeitrag von Almut Petersen:

Sehr geehrter Herr Landrat Pauli, sehr geehrter Herr Bürgermeister Philipp Hahn,
sehr geehrter Herr Link, Herr Wolf,
liebe Pressevertreter, liebe Mitstreiter*innen vom AK Asyl,

Anfang November riefen Sie, Herr Landrat Pauli mich an und erzählten mir von der Möglichkeit, dass eventuell das ehemalige Hotel Klaiber als Flüchtlingsunterkunft angemietet werden könne. Der Druck Unterbringungsmöglichkeiten zu finden war enorm und Sie gingen damals noch von einem Projektstart Mitte November aus. Sie sagten aber auch, dass für diesen Standort ein besonderes Konzept notwendig wäre, fragten mich, ob wir vom AK Asyl mit an Bord wären und stellten mir die Kernpunkte Ihrer Idee vor. Ich habe sofort zugesagt.

Es hat jetzt doch etwas länger gedauert, aber jetzt stehen wir hier und starten gemeinsam dieses Projekt, das nicht einfach eine weitere Unterkunft für Asylbewerber sein wird, sondern deutlich mehr.
Es versucht aus der Not eine Tugend zu machen. Mehrwert zu schaffen nicht nur für die zukünftigen Bewohner, sondern auch für anderswo in Hechingen wohnende Geflüchtete, und ganz besonders auch für Hechingen, für alle Hechingerinnen und Hechinger.  Denn der bittere Leerstand am neu gerichteten Obertorplatz wird hiermit beendet und das Café und Restaurant wiedereröffnet.

Bevor ich das Konzept genauer vorstelle, möchte ich mich bei Ihnen Herr Landrat und Ihrem Team bedanken. Dafür, dass Sie den Mut haben etwas Neues zu wagen und dafür auch zusätzlichen Aufwand nicht scheuen – denn Schema F kann an diesem Ort nicht funktionieren. Und wir bedanken uns für das in uns gesetzte Vertrauen. Und mit uns meine ich nicht alleine den AK Asyl, sondern uns Hechingerinnen und Hechinger. Sie trauen uns zu, dass es uns gelingt, dieses Projekt gemeinsam zum Fliegen zu bringen, den Leuchtturm zum Leuchten zu bringen.

Was genau ist geplant: Ich möchte es Ihnen gerne anhand der kleinen Projektskizze erklären, die ich mitgebracht habe. Das Refugio soll – wie schon die HZ Ende letzten Jahres schrieb – neues Leben ins alte Klaiber bringen.
Das Refugio besteht aus drei Ebenen. Der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, das Integrations- und Begegnungszentrum und das öffentliche Café und Restaurant. Für die meisten Hechingerinnen und Hechinger wird das Café-Restaurant Refugio das wichtigste und spürbarste sein.

GemeinWhatsApp Bild 2024 01 04 um 14.17.33 0d728626sam mit den Geflüchteten werden wir das Café und Restaurant wieder eröffnen. Es soll schwäbische und internationale Küche geben – auch Gerichte aus den Herkunftsländern der hier wohnenden Menschen – und einen ganz normalen Cafébetrieb mit Außenterrasse und allem, was dazu gehört und die schaukelwandernden Familien bisher so schmerzlich vermissen. Dadurch können wir Arbeitsplätze schaffen. Möglichst viele Geflüchtete sollen schnell selbst Geld verdienen und dadurch weniger staatliche Unterstützung benötigen. Sie können hier erste Arbeitserfahrungen sammeln und vieles lernen, was sie dann in anderen Jobs nutzen können. Wir werden dabei auch vorhandene Erfahrung und Know-How unter den Geflüchteten nutzen, selbst wenn es mit der Sprache noch etwas hapert.
Liebe Hechingerinnen und Hechinger, noch nie war helfen so einfach und angenehm.
Tun Sie sich einfach selbst etwas Gutes. Lassen Sie daheim die Küche kalt und kommen Sie zum Mittag- oder Abendessen ins Refugio. Oder kommen Sie zwischendurch auf einen Kaffee vorbei.

Die mittlere Ebene unseres Hauses bildet das Integrations- und Begegnungszentrum. Wir werden mit unseren Deutschkursen ins Refugio umziehen. Jetzt grad ist ja die Zeit der guten Vorsätze und so hoffen wir darauf, dass wir mithilfe von neuen Lehrerinnen und Lehrern und Mentoren unser Kursangebot deutlich ausbauen können. Damit auch die arbeitende Bevölkerung lehren oder lernen kann, wollen wir auch am Nachmittag und Abend Kurse anbieten – oder Wochenends. Wir alle können ganz viel, was Geflüchtete erst lernen müssen. Insbesondere können wir alle Deutsch – oder zumindest Schwäbisch. Neben Deutsch wollen wir aber auch Rechnen, Lesen und Schreiben, PC-Kenntnisse vermitteln. Vielleicht hat auch jemand Lust einen Spieleabend anzubieten oder gemeinsam zu musizieren. Wir sind auf die Ideen gespannt. „Eine Stunde pro Woche – damit aus Fremden Freunde werden! Machen Sie mit!“ Und wenn wir miteinander gearbeitet und gelernt haben, werden wir natürlich auch miteinander feiern wollen – schließlich ist „am Leben zu sein“, immer ein Grund zu feiern, insbesondere auch für Geflüchtete.

Die oberste Ebene und der Grund, warum es das Refugio überhaupt geben wird, ist die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Die Menschen werden hier nicht nur ein Dach über dem Kopf bekommen, sondern eine Gemeinschaft, die sie fördert und fordert. Jeder hat zwar ein eigenes Zimmer oder Doppelzimmer mit Bad und Toilette, wie in einem Hotel üblich. Gekocht wird aber gemeinsam mit unserem Koch in der Restaurantküche - unter Einhaltung aller Hygienestandards selbstverständlich! An dieser Stelle möchte ich gerne Mbye Jahateh vorstellen, der als gelernter Koch eine ganz wichtige und zentrale Aufgabe im Refugio haben wird. Als Küchenchef wird er mit den Bewohnern den Speiseplan erstellen, diese einlernen und anleiten – aber er leitet die Küche natürlich auch für den Restaurantbetrieb. Nicht nur mit seinem Küchen-Know-How wird er eine ganz zentrale Rolle spielen, sondern auch durch seine Erfahrungen, die er in diversen Flüchtlingsunterkünften sammeln durfte. Ich persönlich habe ihn vor knapp 9 Jahren in der Aviona kennengelernt. Er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was man in 9 Jahren schaffen kann und dass man dafür aber eben auch hart arbeiten muss und Unterstützung braucht. Neben den Küchendiensten wird es auch Putz- und Waschdienste geben und wöchentliche Treffs, in denen wir das Zusammenleben gemeinsam gestalten und organisieren, Streitigkeiten besprechen und Demokratie leben werden.
Wir bieten selbstverständlich auch individuelle Beratung und Unterstützung. Und wir machen kleine Kurse und vergeben Zertifikate für all die vielen Sachen, die es zu erlernen gilt: vom Bedienen einer Waschmaschine über Mülltrennung, Putzen und die Wahl des richtigen Putzmittels, korrekt Heizen und Lüften, … all das will gelernt sein. Unser Motto: statt uns darüber aufzuregen, dass jemand was falsch macht, zeigen wir ihm wie es geht. 

Und das ist auch meine Einladung an die Hechinger Bevölkerung. Sie werden vielleicht manchmal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil wir irgendwas echt ungeschickt anstellen oder vielleicht auch einfach falsch machen. Statt sich darüber aufzuregen, helfen Sie uns, es besser zu machen. Gemeinsam bekommen wir es hin!

Es soll ein guter Ort werden, an dem wir uns alle wohlfühlen können.

Wie geht es ganz konkret los:

Morgen werden wir mit unseren Kursutensilien umziehen, um am Montag direkt in den neuen Räumlichkeiten zu starten. Immer wenn Kurs ist, ist auch unser Café geöffnet. Kaffee und Tee gibt es ab sofort, das weitere Angebot werden wir langsam aufbauen.

Am Sonntag 7.1. ist orthodoxes Weihnachtsfest. Das feiern wir mit unserem ersten gemeinsamen Fest im Refugio. Ab 12 Uhr!

Montags für Menschlichkeit: Am Montag, den 8. Januar gibt es ab 17 Uhr ein schwäbisch-afrikanisches Abendessen. Anmeldung ist nicht zwingend, hilft uns aber: bitte per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bis Mitte-Ende des Monats die ersten Bewohner einziehen, gibt es viel zu tun. Unter anderem brauchen wir Menschen zum Probeessen, damit wir die Küche kennenlernen und den Menüplan entwickeln können.  Das wird über Presse und Homepage angekündigt. www.ak-asyl-hch.de/refugio

Team:
Ich selbst werde das Projekt leiten als Geschäftsführerin bzw. Einrichtungsleiterin. Herr Jahateh wird mit einer 100% Stelle beschäftigt sein und wir werden noch wenigstens 2 weitere erfahrene Teilzeitkräfte in der Küche beschäftigen. Herr Jürgen Fischer wird auch Teil des Teams sein, sowie natürlich das ganze ehrenamtliche Team des AK Asyls. Für die Flüchtlingssozialarbeit werden wir aber noch jemanden einstellen.

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Arbeitskreis Asyl Hechingen
(weitere Infos folgen)

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